Die Aufschieberitis ist für viele Autorinnen und Autoren ein treuer Begleiter. Aber warum prokrastinieren wir, obwohl uns doch so sehr daran liegt, dieses Manuskript fertig zu schreiben? Wir wollen schreiben, wir lieben es zu schreiben und trotzdem erwischen wir uns wieder und wieder beim Aufschieben. Die einen vergeuden dabei jeden Tag einen Teil ihrer kostbaren Schreibzeit, die anderen schaffen es monatelang nicht in die Gänge zu kommen. Das hat schwere Folgen für das Selbstbewusstsein, denn wenn man es nicht schafft, das zu tun, was man so gerne tun möchte, dann fühlt man sich schwach, wie ein*e Verlierer*in und wird bitter.

In diesem Beitrag zeige ich dir, welche Aufschieberitis-Ursachen auf uns einwirken, denn wenn man die Hintergründe kennt, kann man die Aufschieberitis überwinden. Jeden Tag wieder. Wenn du deinen eigenen Weg vom Aufschieben zum Schreiben finden möchtest, dann schau dir auch meinen Mini-Workshop „Schreiben statt Prokrastinieren“ (HIER klicken) an.

Was ist die Aufschieberitis?

Bevor wir richtig in den Text starten, müssen wir klären, was Aufschieberitis überhaupt ist oder was ich darunter verstehe. Es geht nicht darum, dass du dich mal zu müde zum Schreiben fühlst und stattdessen etwas auf Netflix schaust. Oder dass du ein paar Tage nicht schreibst, weil sich diese Idee in deinem Hinterkopf erst entwirren muss. Es geht auch nicht darum, morgens zehn Minuten aus dem Fenster zu starren, statt endlich anzufangen. Unter Aufschieberitis bzw. Prokrastination verstehe ich ein derart hartnäckiges Aufschieben, dass das in Frage stehende Werk nicht oder nur extrem stockend zustande kommt. Dieses Aufschieben wird von starken negativen Gefühlen begleitet.
Schauen wir uns jetzt an, was die Ursachen dafür sind.

Aufschieberitis-Ursachen: Ist Prokrastination Faulheit?

Wer aufschiebt, wirft sich selbst gerne vor, einfach nur faul zu sein und zu wenig Willensstärke zu besitzen. Leider spiegelt auch das Umfeld gerne diese Annahme. Dabei ist Faulheit etwas ganz anderes. Wenn man faul auf der Terrasse liegt, statt den Rasen zu mähen, dann gibt einen der Anblick des wuchernden Rasens vielleicht einen kleinen Stich, aber man genießt es trotzdem im Liegestuhl zu liegen und zu lesen. Beim Prokrastinieren gibt es einen Leidensdruck. Hier überwiegen immer die Nachteile des Vermeidens.

Aufschieberitis-Ursachen: Ist Prokrastination eine Krankheit?

Dieser Leidensdruck kann enorm groß werden, ohne dass Betroffene einen Weg sehen, die Prokrastination zu besiegen. Man muss nur mal nachschauen, wie häufig Menschen die Fragen googeln, ob Prokrastination eine Krankheit ist, dann kann man erahnen, wie verbreitet und drängend das Problem ist. Unzufriedenheit mit sich selbst, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Selbsthass – das alles sind die unschönen, aber üblichen Folgen des Aufschiebens. Dann ist man natürlich schnell bei der Frage „Stimmt etwas nicht mit mir?“, denn der Leidensdruck kann genauso hoch sein wie bei einer Krankheit. Doch wie wir gleich sehen werden, ist das Prokrastinieren ein ganz normaler Vorgang unseres Körpers, mit dem er uns sogar etwas Gutes tun möchte. Die gute Nachricht: Obwohl das Aufschieben keine Krankheit ist, ist sie dennoch „heilbar“.

Aufschieberitis-Ursachen: Die emotionale Komponente

Wenn wir uns hinsetzen, um zu schreiben, dann kann das viele Gefühle in uns auslösen. Weil noch nicht ganz klar ist, ob sich das Manuskript zu etwas Sinnvollem zusammenfügt, sind wir unsicher. Wir haben Angst, dass alles was wir geschrieben haben, total schlecht ist, wir niemals gut schreiben und alle uns auslachen werden. Von der Menge des Materials und den unterschiedlichen Aufgaben, die bewältigt werden müssen, fühlen wir uns überfordert. Oder wir langweilen uns mit einem Projekt herum, das seinen Reiz verloren hat. Diese Gefühle müssen uns nicht unbedingt bewusst sein, aber sie machen sich als eine ungute Stimmung bemerkbar, die uns befällt, wenn wir daran denken mit dem Schreiben anzufangen.

Wie wir Menschen nun mal sind, versuchen wir negativen Gefühlen auszuweichen. Und schon scrollen wir durch Instagram oder schwingen den Staubsauger. Das ist keine individuelle Schwäche, so sind wir einfach gemacht.  

Es muss noch mal gesagt werden, dass es nicht schlimm ist Selbstzweifel und Ängste zu haben. Wir sind schließlich keine Roboter. Entscheidend ist nur zu lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen.

Kleine Nebenbemerkung: Die negativen Gefühle, vor allem die Angst schlecht zu schreiben, haben manchmal eine sehr schöne Ursache. Wenn wir uns weiterentwickeln, dann erkennen wir dadurch umso besser, wie groß der Abstand ist zwischen dem, was wir erreichen wollen und dem, was wir bislang können. Auf diese Lücke – oder den gefühlten Krater – zu blicken kann erst einmal entmutigend sein, aber sie zu erkennen, bedeutet eben gelernt zu haben und ab jetzt weitere Fortschritte machen zu können.

Aufschieberitis-Ursachen: Die psychologische Komponente

„Wenn ich es nicht perfekt kann, mache ich es gar nicht!“ Klingt das nicht albern? Und doch machen wir genau diese Einstellung oft zu unserer Handlungsmaxime. Wie wir alle wissen, ist der Perfektionismus ein häufiger Grund für das Aufschieben. Aber er schützt uns auch davor, Fehler zu machen, wir sehen nicht albern aus – weder vor uns selbst noch vor anderen – und wir müssen nicht erkennen, dass wir nicht so gut schreiben können, wie wir es uns wünschen. Um besser werden zu können, müssen wir uns erst mal zugestehen schlecht zu schreiben. Dieses Konzept ist für viele zu schmerzhaft, um es anzunehmen.

Selbstsabotage ist auch eine fiese Form der Prokrastination, denn man bekommt sie selbst gar nicht mit. Wir sind dann unser schlimmster Feind und erschaffen uns eine Realität, in der es unmöglich ist, unsere Ziele zu erreichen. Zum Beispiel würden wir gerne morgens schreiben, während die Familie noch schläft, gehen aber so spät ins Bett, dass wir jeden morgen verschlafen.

Aufschieberitis-Ursachen: Die neurowissenschaftliche Komponente

Wenn negative Gefühle unser Schreiben begleiten, dann nimmt unser Gehirn diese Angst und diesen Stress war und wird aktiv, denn es ist seine Aufgabe uns zu schützen. Das war schon immer so. Früher musste es uns vor wilden Tieren und anderen Feinden schützen, es hat unser Überleben gesichert. Wenn wir Angst und Stress empfinden, dann läuft noch immer das gleiche Programm ab, wie damals. Unser Gehirn rettet uns, indem es uns flüchten lässt. Früher rannten wir davon, heute tauchen wir in die Sozialen Medien ab oder stehen wieder vom Schreibtisch auf.

Damit ist auch klar, warum wir ausgerechnet beim Schreiben prokrastinieren, ausgerechnet bei dem Thema, das uns am wichtigsten ist. Gerade weil es uns so viel bedeutet, steht für uns auch mehr auf dem Spiel, der Stress und die Ängste sind größer, also schlägt auch unser Gehirn häufiger Alarm.

Wenn man mal überlegt, wie bedeutend diese Schutzfunktion des Gehirns für uns war und immer noch ist, dann wird klar, welch mächtige Kraft da am Werk ist, die uns prokrastinieren lässt.

Die Lösung kann also gar nicht darin bestehen, diese Kraft umerziehen zu wollen, uns mit reiner Willenskraft an den Schreibtisch zu zwingen oder „die Schreibzeiten in den Kalender einzutragen“, wie so gerne geraten wird.

Stattdessen kann man daran ansetzen, dem Gehirn keinen Grund zu liefern den Fluchtalarm auszulösen. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, kannst im Blogbeitrag Was tun gegen Aufschieberitis? Tipps, die die Prokrastination beenden (HIER klicken) lesen. Wenn du dich näher mit dem gehirngerechten Schreiben beschäftigen und einen Weg finden möchtest, um für dich eine angenehme Schreibroutine zu entwickeln, dann schau dir gerne den Mini-Workshop „Schreiben statt Prokrastinieren“ an (HIER klicken).

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