Freewriting spielt für mich eine große Rolle. In diesem Beitrag stelle ich dir eine einfache Möglichkeit vor, es zu nutzen, um entstehende Texte zu bereichern oder ganz neue Texte entstehen zu lassen. Eine Wort-Infusion kann man auf zweierlei Weise angehen:
Aus einem Wort wächst ein neuer Text
Man nimmt ein Wort und beginnt von diesem Wort aus zu schreiben. Zehn Minuten lang hält man alles fest, was einem ausgelöst von diesem Wort durch den Kopf geht. Nichts wird dabei verbessert und erst recht nichts zensiert. Man schreibt alles auf, man muss es ja niemandem zeigen. Wenn sich Leere im Kopf einstellt, schreibt man solange das Ausgangswort auf, bis neue Ideen und Assoziationen fließen.
Anschließend schaut man, was man auf diese Weise zusammengetragen hat. Was steckt darin? Welche Satzfetzen, Sätze, Ideen, Passagen möchte man behalten, um etwas Neues daraus entstehen zu lassen?
Ein Wort bringt neuen Schwung in alte Texte
Freewritings kann man auch im Setting eines entstehenden Werks schreiben. Wenn das Infusions-Wort zum Beispiel „Gaslaterne“ oder „verrotten“ lautet, konfrontiert man die aktuelle Stelle der Geschichte mit diesem Wort und versucht, es darin unterbringen. Was löst das Wort in der Geschichte aus? Das ist ein kleiner Abstecher, den man schreibt. Später schaut man, ob man etwas daraus für die Geschichte übernehmen möchte.
Es ist gut möglich, dass so eine Wort-Infusion eine neue Schicht in der Erzählung oder in einer Figur aufscheinen lässt. Wenn eine Szene gerade festgefahren ist, kann man auf diese Weise eine Lösung herbeischreiben. In der Überarbeitungsphase kann das Freewriting helfen, eine Szene neu zu sehen.
Indem man sich auf ein Wort konzentriert, erwacht auch das Gespür für seinen Klang und seine unterschiedlichen Bedeutungen und Verwendungen. Interessant wird es aber auch, wenn man mit drei Wörtern arbeitet, die alle im Text integriert werden müssen.
Frische Wörter finden
Aus einer Wort-Infusion kann also eine ganz neue Geschichte entstehen oder ein Gedicht. Wichtig ist, dabei mit Wörtern zu arbeiten, die man sich nicht selbst ausgesucht hat, damit man zu Wörtern kommt, die nicht den eigenen Sprachgewohnheiten entsprechen. Nur so kann man die Grenzen der eigenen Sprachnutzung ausdehnen und Entdeckungen machen.
Das zu verwendende Wort kann man finden, in dem man beispielsweise wahllos ein Buch oder eine Zeitung aufschlägt und blind mit dem Finger auf ein Wort tippt. Um den ganzen Präpositionen zu entgehen, nimmt man von der Stelle, auf der man gelandet ist, das nächste Nomen, Verb oder Adjektiv/Adverb. Das ist das analoge Verfahren.
Wer es lieber digital mag, kann jeden Mittwoch auf meinem Instagram-Account Pia Helfferich ein Wort vorfinden. Wenn ihr mögt, könnt ihr euren Text dort auch als Kommentar hinterlassen.
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