Wie kann die Pomodoro-Technik für Autoren nützlich sein? Über diese Methode ist schon viel geschrieben worden, seit Francesco Cirillo sie in den 1980er Jahren erfunden hat. Aber hier möchte ich darauf eingehen, wie speziell Autorinnen und Autoren sie nutzen können, um produktiver zu schreiben und welche Einsatzmöglichkeiten sie hat, an die man vielleicht nicht sofort denkt.
Wie funktioniert die Pomodoro-Technik?
Klassischerweise funktioniert die Pomodoro-Technik indem man sich entscheidet, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, einen Timer auf 25 Minuten stellt und dann in dieser Zeit nichts anderes macht, als an dieser Aufgabe zu arbeiten. Sind die 25 Minuten abgelaufen, macht man eine fünfminütige Pause, dann geht es weiter mit der nächsten 25-Minuten-Einheit. Hat man vier 25-Minuten-Einheiten geschafft, macht man eine Pause von 20 Minuten.
Warum sind die Arbeitsintervalle bei der Pomodoro-Technik relativ kurz?
Unsere Konzentrationsfähigkeit nimmt tendenziell ab. Zahlreiche Ablenkungen nagen an ihr. Wenn wir dann noch eine Aufgabe zu bewältigen haben, die etwas herausfordernd ist, vielleicht sogar einschüchternd, langweilig oder einfach nur furchtbar (looking at you, Steuererklärung!), dann wird diese Aufgabe umso abschreckender, wenn wir einen längeren Zeitraum wie zum Beispiel den ganzen Nachmittag mit ihr verbringen müssen. Umgekehrt wird sie machbarer, wenn wir sie in kleinere Schritte, also kürzere Zeiteinheiten zerlegen. In den kürzeren Arbeitsintervallen können wir uns die Ablenkungen besser vom Hals halten. Der innere Widerstand gegen die Aufgabe wird kleiner und wir erleben häufiger das gute Gefühl eine Pomodoro-Einheit erfolgreich absolviert zu haben. Im Laufe der Zeit können wir die herausfordernde bis unangenehme Aufgabe also mit einem positiven Gefühl verknüpfen und stärken langfristig unsere Motivation.

Wie können Autorinnen und Autoren die Pomodoro-Technik nutzen?
Autor*innen können die Pomodoro-Technik für sämtliche Phasen des Schreibprozesses nutzen. Zeitlich begrenzt zu recherchieren kann zum Beispiel davor bewahren, in der Recherche zu versinken und ebenso begeistert wie sinnlos Antworten auf Fragen zu finden, die man nie hatte. Falls man die 19. Überarbeitungsrunde ohne Motivation angehen muss, hilft es, nur einen kurzen Zeitraum überstehen zu müssen. Immer wieder. Und natürlich kann uns die Pomodoro-Technik beim Schreiben unterstützen.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie lang die Schreibzeiten sein sollen. Es müssen nicht 25 Minuten sein, je nach Aufgabe und Tagesform kann es auch sinnvoll sein, die Uhr lediglich auf 10 Minuten zu stellen oder auf 60.
Ein wichtiger Bestandteil der Pomodoro-Methode ist die konkrete Aufgabe, die man sich für das Arbeitsintervall stellt. Indem man noch einmal genau formuliert, was man zu tun gedenkt, macht man einen wichtigen Schritt, um gezielter und strukturierter an die Aufgabe heranzugehen.
Wie lange kann ich konzentriert schreiben? Kann ich mich heute ein bisschen steigern? Die Pomodoro-Technik kann auch dabei helfen, die Schreib-Kondition bewusst zu verbessern.
Man kann ein Spiel daraus machen sich selbst zu fragen „Wie viele Wörter schaffe ich in 25 Minuten?“
Es gibt auch Arbeitsphasen, in denen man viel leistet, aber nichts Konkretes vor sich sieht. Oft endet man dann mit dem Gefühl nichts geschafft zu haben. Da hilft es zu wissen, wie viele Pomodoros man an diesem Tag absolviert hat.
Durch die Pomodoro-Technik bekommt man auch ein besseres Gefühl dafür, wie lange etwas dauert. Besonders wenn man sich aufschreibt, wie viele Pomodoros man für welche Aufgabe gemacht hat (oder so einen Tracker nutzt), kann man im Laufe der Zeit einschätzen, wie lange ein Projekt dauert. So wird ein realistisches Zeitmanagement erst möglich.
Wenn man nur eine kurze Zeiteinheit zur Verfügung hat, weil man danach beispielsweise das Haus verlassen muss, hilft es ebenfalls einen Timer zu stellen. So kann man sich mit dem guten Gefühl, rechtzeitig erinnert zu werden, ganz auf den Text einlassen.
Hilft die Pomodoro-Technik gegen Prokrastination?
Die Pomodoro-Technik ist ein sehr gutes Mittel gegen das Prokrastinieren. Um unseren inneren Widerstand gegen das Schreiben zu verringern, hilft es uns, die Aufgabe kleiner zu machen und auf eine überschaubare Zeit zu verkürzen. „Ich schreibe jetzt den Roman weiter.“ klingt einschüchternd. „Ich schreibe jetzt 20 Minuten an meinem Roman“ ist doch viel machbarer. Und dann hängt an noch mal 20 Minuten dran und noch mal und noch mal.
Eine abgespeckte Variante der Pomodoro-Technik hilft dabei, alltägliches Prokrastinieren zu vermeiden. Dabei entscheidet man sich für eine (gut machbare) Mindestdauer des Schreibens. Man nimmt sich beispielsweise vor, auf jeden Fall 45 Minuten mit dem Schreiben zu verbringen. Wenn diese Zeit vorbei ist, darf man aufhören. Indem man sich einen Zeitrahmen aussucht, der nicht ganz kurz, aber gut zu schaffen ist, erhöht man die Möglichkeit, sich zu diesem Zeitpunkt im Flow zu befinden, um dann einfach ohne weiteres Zeitlimit weiterzuschreiben.
In hartnäckigeren Fällen heißt die erste Aufgabe vielleicht auch bloß „Ich bleibe 10 Minuten am Schreibtisch mit der geöffneten Roman-Datei sitzen.“ Dann muss mir nicht mal einfallen, was ich schreiben könnte und weil es mir nicht einfallen MUSS ist die Chance größer, dass es mir einfallen wird.
Die Pomodoro-Technik ist einer von mehreren Bausteinen gegen die Prokrastination, den ich auch in meinem Kurs „Schreiben statt Prokrastinieren“ einsetze. Erfahre hier mehr über den Kurs.

Was macht man während der Pomodoro-Pausen?
Immer wenn eine Zeiteinheit vorbei ist, macht man eine 5-minütige Pause. Leute wie ich müssen sich auch dafür eine Uhr stellen, die klingelt, wenn die Pause vorbei ist, weil ich sonst völlig vergesse, mit der Pause wieder rechtzeitig aufzuhören. Wichtig ist sich in der Pause etwas zu bewegen und den Schreibort zu verlassen, um sich wirklich zu erfrischen. Mails abrufen und ein bisschen surfen hätte also einen negativen Effekt, während es besser ist, sich ein neues Getränk zu holen, ein paar Dehnübungen zu machen oder sogar Musik zu hören und etwas zu tanzen.
Sind die fünf Minuten vorbei, stellt man die Uhr erneut und schreibt frisch gestärkt weiter.
Welche Arten von Timern gibt es?
Wenn wir einen Timer brauchen, gilt unser erst Griff oft dem Smartphone. Für die Pomodoro-Technik ist es allerdings keine gute Idee, die Quelle unserer Ablenkungen in Reichweite zu haben. Das Smartphone ist am besten nicht mal im selben Raum, wenn wir schreiben.
Ähnliches gilt für Online-Apps wie Promofocus. Wenn ich sie einstelle, kann ich auch schnell noch mal nachschauen, wie viele Likes mein Beitrag hat und dann ist schon alles zu spät.
Es gibt drei verschiedene Timer-Arten, die in Frage kommen.
- Der analoge Kurzzeitmesser
Wer mag, könnte sogar einen tomatenförmigen Timer* nutzen, nachdem die Methode benannt wurde. Ich suche immer noch nach einem mit einer sich drehenden Schreibmaschine. Bedenken muss man, dass diese Küchentimer ticken. Für die einen ist das Ticken eine konstante Mahnung sich zu konzentrieren, die anderen nervt es. - Der digitale Kurzzeitmesser
Digitale Kurzzeitmesser nerven nicht, klingeln in verschiedenen Lautstärken und es gibt sie auch in aufladbar*. Genau wie die analogen Timer haben sie jedoch den Nachteil, dass sie uns aus dem Flow reißen, falls wir die Pomodoro-Technik nur verwenden, um ins Schreiben hineinzufinden. - Sanduhren
Sanduhren stören uns nicht bei der Arbeit, falls wir einfach weiterschreiben wollen. Wenn wir mit ihnen arbeiten wollen, müssen wir uns nur frühzeitig festlegen, welche Pomodoro-Zeiten wir nutzen möchten, denn für jede Zeit braucht man schließlich eine eigene Sanduhr. Es gibt Sanduhren für 15 Minuten*, 20 Minuten*, 30 Minuten*, 45 Minuten* und 60 Minuten*. Ausgerechnet das Angebot für die klassischen 25 Minuten* ist stark begrenzt.
Wie sehen deine Erfahrungen mit der Pomodoro-Technik aus?
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