Weil ich auch Schreibworkshops für Kinder und Jugendliche leite, erhalte ich immer mal wieder Anfragen von Eltern, die festgestellt haben, dass ihre Kinder gerne schreiben und die nun wissen möchten, wie sie ihre Kinder dabei unterstützen können. Verglichen mit Sport und Musik ist die Infrastruktur für schreibinteressierte junge Menschen immer noch dürftig. In den vergangenen Jahren hat sich zwar einiges entwickelt, aber das hat sich noch nicht herumgesprochen.

Den Eltern, die mich fragen, empfehle ich immer, Workshops für das Kind zu suchen. Nichts ist interessanter, motivierender und lehrreicher, als Gleichgesinnte zu treffen. In den Kursen erhält man Anregungen für neue Texte, erfährt durch das Beispiel der anderen Teilnehmer was und wie man auch schreiben kann und lernt – je nach Alter – das Schreibhandwerk kennen. Vor allem erhält man aber Feedback von fremden Menschen zu den eigenen Texten. Es ist egal, wie alt man ist. Zu erleben, wie wildfremde Menschen das verstehen, was man sich ausgedacht hat, ist eine großartige Erfahrung. Und man lernt viel, wenn man erkennt, was nicht verstanden wird.

Schreibworkshops für Kinder und Jugendliche

Auf der Seite Schreibland-NRW befinden sich nach Städten sortiert viele Schreibworkshops, die sich ausschließlich an Kinder und Jugendliche richten. In der Regel finden diese Workshops über mehrere Monate hinweg einmal in der Woche statt.

Jedes Jahr in den Sommerferien veranstaltet das Westfälische Literaturbüro die Ferienakademie für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ab der dritten Klasse. Je nach Alter bleiben die Kinder für ein Wochenende oder eine Woche vor Ort und schreiben morgens und nachmittags. Ich war dort als Teilnehmerin und als Workshopleiterin und kann sagen, es ist ein großartiges Erlebnis. Am Beginn der Ferien findet die Ferienakademie auf dem Kulturgut Nottbeck in Oelde statt. Das schöne alte Gut, der Obstgarten, die 28 Schreib- und Lesesüchtigen, all das trägt zu einer sehr besonderen Atmosphäre bei. Man wähnt sich in einem exklusiven Literaturinternat. Hier entstehen Freundschaften, die ein ganzes Jahr aus der Ferne gepflegt werden, bevor man sich bei der Ferienakademie endlich wiedersieht.

Auch in Düsseldorf gibt es Schreibworkshops für Kinder und Jugendliche, nämlich die Jungen Literaturtage „Kopfweide“. Sie finden jedes Jahr drei Tage lang in den Herbstferien im Benrather Schloss statt (ohne Übernachtung). Lesungen ergänzen das Programm.

Weil ich nun mal in Nordrhein-Westfalen lebe und arbeite, kenne ich mich nur hier mit dem Workshopangebot aus. Wer weitere Anlaufstellen aus anderen Bundesländern kennt, kann sie gerne im Kommentarbereich nennen.

Schreibratgeber für Kinder und Jugendliche

Es gibt auch einige Bücher, die auf kindgerechte Weise die Grundlagen des Schreibhandwerks erklären und zum Schreiben animieren. Da wäre zum Beispiel:

Georg Maag: Nachts im Mondschein, lag auf einem Blatt. Eine Schreibwerkstatt für Kinder.*
„Dieses Buch erklärt, wie man Geschichten erfindet und schreibt.“ So lautet der erste Satz. Am Beispiel einer Geschichte über die Schlange Sibissibis und anderer Texte erleben die Leser den Schreibprozess. Daneben erhalten sie Aufgaben, um sich eigene Geschichten auszudenken.

Dann gibt es noch:
Alan Horsfield: Freies Schreiben. Schritt für Schritt.*
Hier gibt es viel auszufüllen. Wer ein sehr strukturiertes Vorgehen mag, ist mit diesem Buch gut bedient.

Louie Stowell: Meine Schreibwerkstatt. Erste Geschichten schreiben.*
Für den allerersten Anfang ist dieses Buch okay. Das Schreibhandwerk wird nur am Rande besprochen. Das Buch gibt in erster Linie Anregungen für Geschichten zu den unterschiedlichsten Themen.

Für Jugendliche ist das ein sehr gutes Buch:
Katarina Kuick, Yvla Karlsson: Schreib! Schreib! Schreib! Die kreative Textwerkstatt.*
Auf den ersten Blick wirkt das Buch chaotisch, doch wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, findet man eine Fülle interessanter Schreibanregungen, erhält Tipps und lernt nebenbei wichtige Dinge über das Schreibhandwerk.

Die letzten beiden Punkte nenne ich nie, wenn ich per E-Mail gefragt werde, weil es im persönlichen Austausch anmaßend klingt. Aber hier muss es mal gesagt werden.

Zeit zum Schreiben

Einen ganz anderen Faktor als Workshops und Bücher darf man  nicht vergessen, wenn man schreibende Kinder und Jugendliche fördern möchte: Sie brauchen Zeit zum Schreiben. Wenn ich in meinen Kursen frage, ob sie auch zu Hause schreiben, erhalte ich immer wieder die Antwort, dass sie keine Zeit dafür haben, weil sie Klavier und Querflöte spielen, bald die nächste Judoprüfung haben und zwischendurch noch Chinesisch lernen. Dabei braucht man nicht nur Zeit, um Geschichten und Gedichte aufzuschreiben, sondern auch Zeit, um sich zu langweilen, Mußestunden, um Ideen reifen zu lassen.

Interesse und Wohlwollen von den Eltern

Das Allerwichtigste kommt zum Schluss. Schreibkurse, Bücher über das Schreiben, Zeit – das nützt alles nichts, wenn die Grundlage fehlt und das ist in meinen Augen das ehrliche Interesse der Eltern für das, was ihre Kinder geschrieben haben. Die Geschichten und Gedichte zu lesen, zu loben, Fragen zu stellen, das Engagement zu bewundern … statt die Rechtschreibfehler zu kritisieren, über die Geschichten zu lachen oder etwas über brotlose Kunst von sich zu geben. Aber nur die wenigsten Eltern, die ich treffe, sind so negativ wie gerade beschrieben. Ich hab schon wunderbare Eltern kennengelernt, die sogar gemeinsam mit ihren Kindern Romane geschrieben haben. Das ist dann die Förderung schreibender Kinder für fortgeschrittene Eltern.

Schreibt dein Kind gerne Tiergeschichten? Dann findest du hier das passende Workbook mit 22 Schreibimpulsen: Tiergeschichten schreiben. Kreatives Schreiben für Kinder*.

*Affiliatelink

About the Author Pia

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  1. Ich ergänze mal mit meiner Schreibwerkstatt in Bayern am Starnberger See:
    Textstube Tutzing: Kinder- und Jugendschreibwerkstatt für Kinder ab ca. 10 Jahren
    Die Schreibwerkstatt finden zweimal jährlich statt – Osterferien und Ende der Sommerferien – und läuft jeweils über 3 Tage à 4 Stunden. Dabei schreibt jeder seine ganz eigene Geschichte, die Betreuung ist überwiegend individuell.
    Am letzten Tag stellen die Kinder ihre Werke im Rahmen einer Lesung vor Verwandten, Bekannten, Freunden vor.
    Hier mal ein Link dazu: https://www.rosemarie-benke-bursian.de/schreibwerkstatt-coaching/schreibwerkstatt-f%C3%BCr-kinder-jugendliche/

    1. Guten Tag Frau Reichel,
      für dieses spezielle Thema „Wie werde ich Autor?“ habe ich nichts im Angebot. Aber im März findet ein Online-Schreibworkshop für 9- bis 12-Jährige statt, in dem es darum geht, neue Formen für Geschichten auszuprobieren. Weitere Informationen finden Sie hier: https://bayern.dghk.de/events/online-schreibworkshop-geschichten-schreiben-neue-formen-erzaehlen-9-12-jahre
      Um teilzunehmen braucht man nicht Mitglied im DGhK zu sein.

      Herzliche Grüße
      Pia Helfferich

  2. Mein Sohn ist 11 und schreibt Geschichten und kleine Theaterstücke. Haben Sie einen Tipp, ob es auch in Baden-Württemberg Schreibwerkstätten gibt?

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